Große Augen und ein leicht abschätziges Funkeln in denselben, sobald wir unser Jahresexperiment im Freundes- oder gar Familienkreis vortrugen. Das des vergangenen: ein Jahr lang wollten wir nicht fliegen. Sondern Zug fahren oder mal ein Auto leihen - im Urlaub. Oder Carsharing benutzen - zu Hause. Mit den zwei großen Anbietern in Berlin des "Carsharings to go" hätten wir jederzeit mehr als 1.000 Autos zur freien Verfügung. Das sollte also klappen. Denn das Reisen, so die selbstkritische Einschätzung, macht bei uns Bio-Fraßen und Öko-Konsumenten den allergrößten CO2-Fußabdruck aus. Und die ganzen Anstrengungen an anderen Fronten zunichte. Warum also nicht dort anfangen, wo es auch richtig weh tut?! Das Funkeln in den Augen unserer Gesprächspartner verriet uns, dass die Idee gelinde gesagt verrückt schien.
Der Kurztrip nach Barcelona flog sprichwörtlich als erstes von der Urlaubsliste. Autsch, wollten wir nicht M. besuchen? Verschoben. Der Pfingsturlaub ging an die Ostsee und Schritt für Schritt nach Norden, nach Schweden - Freunde besuchen in Etappen. Wir stellen fest: Urlaub machen, ohne zu fliegen, kostet Zeit. Wir reisen langsam, machen Zwischenstopps, entdecken neue Reiserouten und halten in Städten an, die nicht auf der Prioritätenliste oben stehen. Lübeck zum Beispiel - sehr schön ist es da! Kostet Nicht-Fliegen also Zeit oder verschafft es nicht vielmehr Momente an anderen Orten, an die wir sonst nicht gelangt wären?
Leider haben wir das selbst auferlegte Flugverbot auf dieser Reise gebrochen - das will ich nicht verheimlichen. Auf dem Rückweg von
Schweden. Die Reise von Göteborg nach Berlin sollte 19 Stunden dauern, da es leider den schönen Nachtzug via Sassnitz nicht mehr gibt. Und das war uns bei dem 9-Tagestripp (Darß - Lübeck - Göteborg) doch zu viel. Nochmal autsch.
Der Sommerurlaub - also nach Süden soll es schon gehen. Wir brauchen Sonne! Mit dem Zug nach Italien? Von Berlin aus - puuuhh?! Auch hier hilft wieder die Etappenregel. Auf dem Hinweg in München halt machen und endlich mal die drittgrößte Stadt Deutschlands kennenlernen. Fast peinlich, noch nie in München gewesen zu sein. Dann mit dem Nachtzug nach Venedig - was ja schon fast literarisch ist. Und Venedig um 7.00 Uhr ist einfach umwerfend. Auf dem Rückweg machen wir Halt in Erlangen - wieder bei Freunden. Langsames Reisen bereichert also ungemein. Hätten wir den B. andernfalls besucht? Sicher, aber vielleicht später.
Mein Fazit: Es geht. Schöne Urlaubsziele sind auch ohne den Flieger zu erreichen - ein bisschen Kreativität und Zeit braucht es allerdings. Aber dann springt viel heraus: gewonnene Zeit für scheinbar Abseitiges, Freundesbesuche, Zugfahrten durch tolle Landschaften, Autos leihen für die man weder TÜV noch Steuern zahlen muss. Zuletzt: Wichtige Erkenntnis aus dem "Schwedendebakel": Wo Wasser ist, dauert es länger. Wer hätte das gedacht ...
Freitag, Januar 03, 2014
Jahresexperiment 2013: ein Jahr nicht fliegen
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